7 essenzielle Schritte für stabile Firmware – Punkt 6 übersehen selbst Profis

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Die Entwicklung von Firmware für Embedded-Systeme ist anspruchsvoll und erfordert eine hohe Qualität, um stabile und zuverlässige Produkte zu liefern. Dennoch arbeiten viele Entwickler immer noch mit unzureichenden Methoden: Sie verwenden einfache Arduino-Lösungen, verzichten auf professionelle Tools, versionieren ihre Firmware von Hand, bauen Projekte lokal auf ihrem Entwicklungsrechner und versenden fertige Binaries per E-Mail. Das mag für kleine Hobbyprojekte genügen, aber in professionellen Anwendungen führt dieser Ansatz schnell zu Problemen.

In diesem Artikel stelle ich dir 7 essenzielle Schritte vor, die dich von chaotischen Entwicklungsprozessen zu professionellen, stabilen Firmwarelösungen bringen. Besonders Schritt 6 wird oft unterschätzt – dabei ist er ein entscheidender Faktor für langfristigen Erfolg.

1. Anforderungsanalyse und Spezifikation

Die Basis für stabile Firmware ist eine saubere Anforderungsanalyse. Ohne eine klare Definition der Anforderungen läuft jedes Projekt Gefahr, unübersichtlich und fehleranfällig zu werden. Viele Entwickler überspringen diesen Schritt oder setzen auf unstrukturierte Ansätze, was oft zu Missverständnissen zwischen den Beteiligten führt.

Best Practices:

  • Dokumentation: Erfasse funktionale und nicht-funktionale Anforderungen in einem Lastenheft. Nutze professionelle Tools wie Confluence, Polarion oder auch in Azure DevOps.
  • Abstimmung: Kläre alle Anforderungen im Team und mit den Stakeholdern, bevor du mit der Implementierung beginnst.
  • Testbare Anforderungen: Formuliere Anforderungen so, dass sie später leicht verifizierbar sind.

2. Professionelle Toolchains: SDKs, IDEs und Debugging

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Arduino IDE – Texteditor für Amateure

Ein weiteres Problem in der Firmwareentwicklung ist der Einsatz unzureichender Entwicklungsumgebungen. Viele Entwickler bleiben bei Arduino IDEs oder verwenden unstrukturierte Toolchains, die meist nicht ausreichend sind. Diese Tools bieten oft nur begrenzte Debugging-Möglichkeiten, fehlende Unterstützung für moderne Workflows und unzureichende Integration mit Test- und Versionskontrollsystemen. Gerade bei komplexen Projekten fehlt es diesen Umgebungen an Skalierbarkeit und Effizienz. Bei Arduino-Projekten ist das Debuggen meist nur über Logausgaben oder LED-Anzeigen möglich, was insbesondere bei komplexeren Anwendungen unzureichend ist.

Professionelle Entwickler greifen zwar auch auf solche Methoden zurück, nutzen jedoch oft Oszilloskope oder Protocol-Analyzer, die an Testpunkte angeschlossen werden, um das Timing der Anwendung nicht signifikant zu beeinflussen. Für eine tiefgehende Analyse ist jedoch ein JTAG-Debugger unverzichtbar.

 

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Visual Studio Code – Professionelle IDE mit unzähligen Erweiterungsmöglichkeiten

Best Practices:

  • Moderne IDEs: Setze auf leistungsstarke Tools wie Visual Studio Code, Eclipse mit CDT oder IAR Embedded Workbench.
  • Debugging: Verwende Debugging-Tools wie JTAG oder SWD, um Fehler effizient aufzuspüren und zu beheben. Ergänzend dazu: Nutze Oszilloskope, um Anwendungen ohne signifikante Timing-Änderungen zu debuggen oder zu tracen.
  • SDKs: Nutze gut dokumentierte und stabile Software Development Kits, z. B. STM32Cube, Zephyr RTOS oder FreeRTOS.

3. Versionierung und Kollaboration mit Git

Manuelles Versionieren von Firmware, lokale Builds und der Versand von Dateien per E-Mail sind ineffizient und fehleranfällig. Professionelle Versionierung mit Git löst diese Probleme und erleichtert die Zusammenarbeit im Team.

Best Practices:

  • Git-Workflows: Nutze Workflows wie Gitflow, um die Entwicklung zu strukturieren.
  • Branching: Arbeite mit separaten Branches für Features, Bugfixes und Releases.
  • Versionierung: Implementiere semantische Versionierung (SemVer), um den Status deiner Firmware eindeutig zu kommunizieren.
  • Tools: Verwende Plattformen wie GitHub, GitLab oder Bitbucket für Versionskontrolle und Kollaboration.

4. Codequalität durch Code Reviews und statische Analyse

Viele Fehler können schon vor der Testphase erkannt werden, wenn der Code systematisch überprüft wird. Code Reviews und statische Analysetools sind hier unverzichtbar.

Best Practices:

  • Code Reviews: Implementiere klare Prozesse für Reviews im Team. Checklisten helfen dabei, typische Probleme (z. B. Speicherüberläufe, Race Conditions) zu erkennen.
  • Automatisierte Analyse: Nutze Tools wie SonarQube, Coverity oder PCLint, um potenzielle Fehler zu identifizieren. Zusätzlich kannst du clang-tidy verwenden, um deinen Code auf moderne Standards hin zu analysieren und Verbesserungen vorzuschlagen. Setze Compiler-Warnungen entsprechend hoch (z. B. -Wall, -Wextra) und stelle sie bei Bedarf auf Errors (-Werror), um Fehler bereits während der Kompilierung zu erkennen.
  • Kodierungsrichtlinien: Setze Standards wie MISRA-C oder CERT-C, um konsistente und sichere Codequalität zu gewährleisten.

5. Automatisierte Build-Pipelines mit CI/CD

a screenshot of a computerViele Firmwareentwickler bauen ihre Projekte lokal auf ihren Entwicklungsrechnern. Das ist ineffizient und riskant, da lokale Umgebungen variieren können. Eine automatisierte CI/CD-Pipeline sorgt dafür, dass Builds reproduzierbar und Tests automatisiert sind.

Best Practices:

  • CI/CD-Plattformen: Nutze Tools wie Jenkins, GitLab CI/CD oder Azure Pipelines.
  • Automatisierung: Automatisiere das Erstellen von Firmware-Binaries für verschiedene Hardware-Targets.
  • Tests: Integriere Unit Tests und Simulationen direkt in die Pipeline.
  • Versionierungssystem: Implementiere ein automatisches Versionierungssystem, das herausgegebene Firmware-Versionen eindeutig mit dem passenden Sourcecode verknüpft. Dadurch wird sichergestellt, dass jede veröffentlichte Version nachvollziehbar und reproduzierbar ist. Tools wie Git-Tags oder entsprechende CI/CD-Integrationen können dabei unterstützen.

6. Automatisierte Tests für Embedded-Systeme (oft unterschätzt)

Viele Entwickler haben mittlerweile Unit Tests in ihren Workflow integriert und nutzen diese sogar in CI/CD-Pipelines. Doch die Automatisierung endet häufig hier. Selten wird mit echter Hardware getestet, um reale Bedingungen zu simulieren und Fehler unter praxisnahen Szenarien zu erkennen. Gerade im Bereich Bluetooth Low Energy (BLE) sind solche Tests entscheidend. Beispiele hierfür sind Verbindungstests zwischen verschiedenen BLE-Geräten, Überprüfung der Reichweite und Stabilität der Verbindung sowie Tests zum Datenaustausch, um sicherzustellen, dass die Firmware korrekt mit den BLE-Protokollen interagiert. Dabei kann durch Hardware-in-the-Loop (HIL)-Tests das Verhalten der Firmware auf realer Hardware validiert werden. Vorteile solcher Tests sind die Möglichkeit, Timing-Probleme zu analysieren, Peripherie zu simulieren und auf fehlerhafte Sensor- oder Aktordateneingaben zu reagieren. Beispiele hierfür sind Tests mit Protokollanalysatoren, digitalen Signalgebern oder Oszilloskopen, um die Interaktionen der Firmware präzise zu überwachen. Dabei sind solche Tests entscheidend, um sicherzustellen, dass die Firmware auch unter realen Bedingungen stabil läuft.

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Aufbau eines einfachen BLE-Test-Setups: Zu sehen ist ein spezieller USB-Dongle (rechts), der sowohl Bluetooth-Peripheral- als auch Central-Funktionalitäten testen kann. Mithilfe geeigneter Test-Frameworks – beispielsweise dem „Robot Framework“ – werden die Tests automatisiert ausgeführt und in CI/CD-Pipelines integriert. Das Device Under Test – DUT (links) wird über eine dedizierte Debug-Schnittstelle programmiert und anschließend überprüft.

Best Practices:

  • Testframeworks: Entwickle Tests mit Tools wie Pytest oder Robot Framework. Nutze Hardware-in-the-Loop (HIL)-Tests, um reale Bedingungen zu simulieren.
  • Langzeittests: Teste das System unter Dauerbelastung, um Schwachstellen aufzudecken.
  • Simulation: Simuliere Randbedingungen wie Stromausfälle oder Temperaturschwankungen.
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Testberichte liefern in kürzester Zeit einen schnellen Überblick über mögliche Probleme im Projekt – und das nur wenige Minuten, nachdem der Entwickler seine Änderungen vorgenommen hat.

7. Manuelles Testen für reale Szenarien

Automatisierte Tests sind wichtig, aber nicht ausreichend. Manche Probleme treten nur in echten Nutzungsszenarien auf, etwa durch unerwartetes Nutzerverhalten.

Best Practices:

  • Exploratives Testen: Simuliere reale Bedienfehler oder unerwartete Szenarien.
  • Feldtests: Lass Prototypen unter echten Bedingungen testen, z. B. von Pilotkunden.
  • Stresstests: Teste das System an den Grenzen seiner Spezifikation.

Fazit

Der Weg zu stabiler Firmware führt über klare Prozesse, professionelle Tools und strukturierte Tests. Indem du die beschriebenen 7 Schritte befolgst, kannst du typische Fehler vermeiden und eine qualitativ hochwertige Firmware entwickeln. Vor allem Punkt 6, die automatisierten Tests, wird von vielen unterschätzt – obwohl sie langfristig die größte Zeitersparnis bieten.

Hör auf, Binaries per E-Mail zu verschicken oder Builds von Hand zu machen! Nutze moderne Tools und Workflows, um deine Projekte auf das nächste Level zu heben. Deine Kunden werden es dir danken – und dein Team auch.

Falls du Unterstützung bei der Umsetzung dieser Schritte benötigst, beraten wir dich gerne oder setzen ein entsprechendes Projekt in dieser Qualität für dich um. Kontaktiere uns einfach, um mehr zu erfahren.

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